9 ayurvedische Tipps für Kinder im Herbst

Rebekka Schüler
2. November 2021

Wir sind in der dritten Jahreszeit voll angekommen. Der Herbst färbt die Bäume in wunderschöne Orange-Rot- und Brauntöne ein. Die Ernte läuft aus, die Tiere sammeln die letzten Vorräte für den Winter und die Natur stellt sich auf den Rückzug ein. So werden die Tage kürzer, der Wind nimmt zu und die Pflanzen ziehen sich zurück.

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Rückzug!

Ein Wort, welches den Herbst gut in seiner Eigenschaft beschreibt. Die meisten Menschen gehen diesem Rückzug allerdings gekonnt aus dem Weg. Elektrisches Licht und wärmende Heizungen machen es uns heute leicht, der Natur ein Schnäppchen zu schlagen. Doch tun wir das wirklich?

Unsere Körper schwingen genauso wie alles andere auf der Welt in einem natürlichen Rhythmus. Unser Körper zeigt uns eindeutige Signale, dass er jetzt einen Ausgleich braucht. Das können im Moment vermehrt Müdigkeit und das Bedürfnis nach mehr Schlaf sein. Erkältungssymptome oder eine unruhige Verdauung sind auch nicht selten. Ignorieren wir diese Zeichen, wird unser Körper mit der Zeit lauter. Es stellen sich neue Symptome ein und Krankheiten entwickeln sich.

Wie sich Herbst anfühlt

Im Herbst ist das Pitta-Dosha noch vorherrschend und das Vata-Dosha nimmt im Laufe des Herbstes immer mehr zu. Somit gilt es diese beiden auszugleichen. Besonders Menschen, deren Konstitution ein Pitta- und/oder Vata-dominierendes Dosha aufweist, merken schnell einen Überschuss.

Der Sommer ist trocken oder feucht, heiß und leicht. Der Herbst ist ebenfalls feucht oder trocken, aber windig, kalt und rau, ab und zu gibt es noch warme Tage. Diese beiden Eigenschaften gilt es nun in Lebensweise und Ernährung anzupassen. Das bedeutet, wir gönnen uns Wärme und genug Schlaf, stehen früh auf und gehen abends eher ins Bett. Das Essen sollte nach Möglichkeit sehr regelmäßig und zu gleichen Zeiten stattfinden. Ist es mit nährenden, warmen und erdenden Zutaten bestückt, hilft es das Vata und auch das restliche Pitta zu besänftigen. So sind alle Wurzelgemüse und Getreidearten, wie Reis, Quinoa und Hafer gute Begleiter für den Herbst. Die Geschmacksrichtung süß ist jetzt besonders wichtig. Rohkost und trockene Lebensmittel, wie Knäckebrot und Zwieback sollten nun stark reduziert werden.

Weiter unten gibt es eine kleine Aufzählung geeigneter Lebensmittel, um vor allem das Vata zu reduzieren.

Wie wir den Herbst (er)leben

Pausen und Regelmäßigkeit am Tag sind jetzt wichtig. Ein kleiner Spaziergang in der Pause oder eine 5-Minuten -Meditation zwischendurch wirkt Wunder, die kreisenden Gedanken zu beruhigen. Auch für Deine Kids sind diese Pausen im Herbst nicht zu unterschätzen. Hektik im Alltag gilt es zu vermeiden, auch hektische Musiken. Versuche stattdessen mehr Zeit einzuplanen. Vielleicht brauchen sie morgens fünf Minuten länger zum Aufwachen und eine Ruhepause am Nachmittag nach der Schule oder dem Kindergarten. Kinder mit viel Vata können ohne Probleme eine kleine Mittagsruhe einhalten. Der Abend sollte nach Möglichkeit entspannt ablaufen. So kann Groß und Klein am besten gegen 18 Uhr Abendessen und danach noch lesen, malen, sich entspannen. Auch ein kleiner, ruhiger Spaziergang kann sinnvoll sein. Vor allem für Kinder mit viel Bewegungsdrang. Vata-Kinder kuscheln sich gern mit den Eltern auf der Couch ein und lesen gemeinsam ein Buch. Vor dem Schlafen gehen sollten Fernsehen und Handy oder Tablet vor allem für Kinder tabu sein. Es hält uns unnötig wach und bringt einen unruhigen Schlaf. Auch Hausaufgaben sollten nach Möglichkeit nicht zu spät erledigt werden.

Die Mahlzeiten sollten regelmäßig und zu möglichst gleichen Zeiten stattfinden. Das unstete Vata braucht Struktur im Tag, um in die Orientierung zu kommen.

Vor dem Schlafengehen kannst Du Deine Kinder und Dich mit einer goldenen Milch und einem Fußbad oder einer Fußmassage verwöhnen. Das beruhigt, wärmt und lässt uns leicht in den Schlaf finden. Düfte, wie Lavendel und Minze sind Pitta-beruhigend, Rose, Jasmin und Sandelholz beruhigen Vata und Pitta. Ein paar Tropfen Ätherisches Öl in das Bad oder in das Sesamöl verstärken die Wirkung des Bades oder der Fußmassage.

Typisch! Im Herbst sind alle krank!

Schnupfnasen und Entzündungen im Hals sind in dieser Zeit nicht selten. Ebenso Gelenk- und Kopfschmerzen. Atemwegserkrankungen, wie Asthma können sich in dieser Zeit verschlimmern.

Entzündungen werden dem Feuer-Dosha Pitta zugesprochen, Schmerzen und Atemwegserkrankungen oft Vata. Somit sind die Erscheinungsbilder kein Wunder. Außerdem sind die Wechsel der Jahreszeiten immer eine Herausforderung, da sich der Körper wieder neu austarieren muss. Das Immunsystem der Kinder muss sich noch entwickeln. Darum sollten wir besonders sensibel sein und gut beobachten, was sie brauchen.

Was können wir also tun?

Bekanntlich gleichen wir die Überschüsse der Energien mit den Gegensätzen aus, um die Doshas zu beruhigen. Wir müssen im Herbst vor allem Kälte, windiges, raues und nasses oder trockenes Wetter ausgleichen. Außerdem werden die Tage merklich kürzer. Zusammengefasst gilt:

  1. Wir können auf psychischer Ebene vorbeugen, in dem wir der äußeren Unruhe mit Ruhe und Entspannung begegnen.
  2. Um den Stoffwechsel zu unterstützen entgegnen wir der Kälte, Trocken- und Rauheit mit warmen, öligen und erdenden Gerichten. Auch wärmende Gewürze, wie Ingwer und Nelken kommen nun mehr zum Einsatz.
  3. Genug Bewegung an der frischen Luft! Geht raus, sooft ihr könnt! Ob ein gemeinsamer Spaziergang, ein wenig Fahrradfahren oder ein Gang zum Spielplatz oder im Garten Spielen und Basteln – Draußen zu sein stärkt das Immunsystem und hebt die Laune.
  4. Wäre, Wärme, Wärme! Ziehe Dich und Dein Kind lieber etwas wärmer an. Besonders der Kopf ist empfindlich. Eine Mütze ist besonders für Kids mit Neigung zu Mittelohrentzündungen und Rachenproblemen wichtig.
  5. Warmes Essen und warme Getränke entspannen den Körper und helfen gegen die Kälte. Also an kühlen Tagen lieber eine Thermoskanne warmen Tee statt dem kalten Wasser mit in die Schule geben.
  6. Ausreichend Schlaf ist super wichtig. Kommt also entspannt in den Abend, damit Eure Kinder ihre Träume genießen können.
  7. Rituale und Regelmäßigkeiten helfen Euch, Struktur in den windigen Herbst zu bringen und so die Übergangszeit zu erleichtern
  8. Morgens nach dem Naseputzen und/oder der Nasenspülung (Neti) ein Tropfen Sesamöl in jedes Nasenloch stärkt die Abwehr und hilft Schnupfen vorzubeugen
  9. Regelmäßiges Ölziehen mit Sesam- oder Kokosöl schützt die Schleimhäute und entfernt Giftstoffe aus dem Mundraum. 1 EL am Morgen für mindestens 5 Minuten im Mund hin und her bewegen und anschließend in ein Küchenkrepp im Restmüll entsorgen. Das schaffen Kinder mit ca. 3 Jahren auch schon. Einfach mal ausprobieren und immer wieder vormachen. Gerade in jungen Jahren wollen Kinder den Eltern viel nachmachen. Wichtig: nichts erzwingen und spielerisch heranführen. 5 Minuten können anfangs noch zu lange sein. Auch 2 Minuten reichen aus, um einen Effekt zu erzielen.

Und wenn es doch mal passiert?

Oh ja, welch eine Freude! Wenn die Kinder beim Frühstück den Rotz genüsslich hochziehen und beim Schlucken bemängeln, dass der Hals weh tut! Gerade in jungen Jahren ist das Immunsystem noch sehr wackelig auf den Beinen. Merken wir, dass wir oder unsere Kinder sich erkälten, hilft es schnell mit den richtigen Nahrungsmitteln und Verhaltensweisen gegenzusteuern. So machen wir es unserem Körper leicht, sich gegen Viren und Bakterien zu wehren. Mehr Tipps dazu erfährst Du im Bericht über Erkältungskrankheiten im Herbst.

Alles in allem ist der Herbst eine sehr schöne Jahreszeit, die sich mit Gemütlichkeit, Ritualen, leckerem Essen und einer bunten Vielfalt in der Natur sehr gut genießen lässt.  

Lebensmittel, die dich im Herbst unterstützen:

Gemüse: Möhren, rote Bete, Kürbis, Pastinaken, Petersilienwurzel, Fenchel, Zucchini, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Sellerie, Steckrüben, Blumenkohl, Brokkoli, Spinat, für wärmere Tage Gurke, in Maßen Tomaten und Kohl

Obst: Aprikosen, Äpfel, Pflaumen, Mirabellen, Pluots (eine Kreuzung aus Aprikose und Pflaume), Birnen, Trauben und Rosinen, Avocados, Bananen, Datteln, Feigen, Sanddorn

Trockenfrüchte sollten idealerweise eingeweicht werden, damit sie besser verdaut werden können

Das Obst, besonders Äpfel, Birnen und Pflaumen, ist angedünstet besser zu verdauen. Neigt Dein Kind zu Blähungen unterstützt Du seine Verdauung mit in Ghee oder Kokosöl und Gewürzen angedünstetem Obst.

Getreide: Reis, Amaranth, Quinoa, Hafer

Der Ayurveda empfiehlt unter anderem auch Weizen für das Vata-Dosha. Den Weizen, den wir heute konsumieren, kann ich nicht empfehlen. Besonders Kinder und Erwachsene mit einer unruhigen, schwachen und sensiblen Verdauungskraft haben es schwer mit Weizenprodukten. Diese empfehle ich eher in guter Bio-Qualität zu reduzieren oder ganz weg zu lassen.

Hülsenfrüchte: Mungbohnen, rote und gelbe Linsen, sparsam eingesetzt eignen sich auch Sojaprodukte, wie Tofu.

Milchprodukte: Ghee, in Maßen Frischkäse, Milch und Sahne

Tierisches: Geflügel und Eier, Meeresfisch

Nüsse und Samen: Mandeln, in kleinen Mengen alle anderen

Gewürze: Kreuzkümmel und Kümmel, Koriander, Kurkuma, Anis, Zimt, Fenchel, Ingwer, Kardamom, Salz, sparsam: Asafoetida oder Hing, schwarzer Pfeffer, Senfsamen, Muskat, Ajowan

Kräuter: Basilikum, Koriander, Petersilie, Thymian, Oregano, Majoran

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