Erkältungen im Herbst

Rebekka Schüler
17. Oktober 2021

Besonders in den Übergangsjahreszeiten Herbst und Frühjahr sind Erkältungen vorprogrammiert. Durch Temperaturunterschiede und wechselnde Wetterbedingungen kommt auch das innere System ins Wanken. So kann die Verdauungskraft beeinträchtigt sein und wir bekommen Stoffwechselprobleme, das Gemüt schlägt Purzelbäume und das Immunsystem fährt Achterbahn.

Ist das nicht normal?

Laut Ayurveda muss kein Kind einen Schnupfen bekommen! Aber stärkt das nicht die Abwehr? Ist nicht jede durchgemachte Krankheit ein Geschenk für das Immunsystem?

Ja und Nein! Bakterien und Viren sind überall und in unseren Körpern vorhanden. Nehmen die überhand, die unserem Körper schaden wollen, werden wir krank. Das kann ein einfacher grippaler Infekt oder eine richtige Grippe und schlimmere Krankheit sein.

Krankheit bedeutet, unser Immunsystem ist zu schwach für eine Abwehr. Die Doshas sind aus dem Gleichgewicht geraten, die Verdauungkraft zu schwach und unser System schlägt Alarm. Dieser Alarm soll uns einerseits helfen, das Richtige zu tun – also Ausruhen, Schlafen und das richtige essen und trinken. Der Körper versucht aber auch sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So bekommen wir Fieber, damit der Körper die Viren und Bakterien abtöten kann und Husten, um die unnötigen Sekrete aus dem Körper zu bekommen. Einen Husten mit Medizin zu unterdrücken oder Fiebermittel zu geben bei humanen Symptomen ist nicht hilfreich für den Heilungsprozess. Besser ist es den Körper bei der Heilung zu unterstützen.

Eine Erkältung bedeutet also einerseits eine Schwachstelle des Immunsystems durch einen geschwächten Stoffwechsel und andererseits ein Ungleichgewicht, welches behoben werden sollte. Um das Immunsystem zu stärken und im Herbst gut im Gleichgewicht zu bleiben, kannst Du Dir meine 9 Tipps, um gesund durch den Herbst zu kommen, durchlesen.

Was ist eine Erkältung?

Erkältung kommt von dem Wort Erkalten. Also zeigt der Körper häufig durch eine Unterkühlung die ersten Symptome. Das Vata ist im Herbst und im Winter erhöht, je weiter es Richtung Winter geht, steigt auch das Kapha an. Die Eigenschaften nass-kalt nehmen zu. Kalter Wind (Vata) und kalte Nässe (Kapha) aber auch falsche Ernährungskombinationen, schwer verdauliches, kaltes Essen und auch Stress auf körperlicher und emotionaler Ebene schwächen das Verdauungsfeuer (Agni) und erhöhen das Vata- und/oder Kapha-Dosha.

Jedes Kind hat seine individuelle Konstitution. Dennoch ist im Kindesalter das Kapha-Dosha vorherrschend. Kapha steht für Aufbau und Struktur. Die Kinder sind im Wachstum, benötigen nährende Lebensmittel, die Haut ist oft ölig, die Augen groß, feucht und glänzend, der Speichelfluss noch recht üppig. Um Erkältungen zu minimieren gilt es das Kapha im Auge zu behalten. Also sind kühlende und schleimfördernde Lebensmittel an kalten Tagen nicht förderlich. Ist Dein Kind erkältet, gilt es dann besonders gegenzusteuern.

Herbst erkältung
Erkältung ist nicht Erkältung

Wie alles im Leben kommt es immer darauf an…

Auch Erkältungen haben verschiedene Gesichter. Je nach dem welches Dosha aus dem Gleichgewicht gerät zeigen sich die Symptome mit folgenden Eigenschaften:

Vata-Syptome:

  • Niesreiz
  • klare, laufende Sekrete
  • Heiserkeit
  • trockener Husten, trockene Schleimhäute
  • Schmerzen und Kältegefühl
  • Atemnot durch Verengung der Atemwege
  • Symptome treten plötzlich auf und schreiten schnell fort

Pitta-Symptome:

  • Rötung und Entzündung der Schleimhäute
  • Sekrete sind gelblich bis grün
  • Hitze, Brennen und Fieber treten auf
  • übermäßiges Durstgefühl

Kapha-Symptome:

  • Abhusten der Sekrete, feuchter Auswurf
  • Atemnot wegen dicken, festsitzenden Sekreten
  • Kältegefühl, Schwere, Müdigkeit
  • langsamer und zäher Verlauf der Symptomatik

Kinder bekommen häufig zu den nass-kalten Jahreszeiten später Herbst und im Frühjahr Erkältungen. Kinder mit einem hohen Vata und/oder Pitta-Anteil haben im Herbst oft mit Erkältungen und Entzündungen zu kämpfen. Während des Krankheitsverlaufs können auch mehrere Doshas betroffen sein.

Tee mit Honig
Was können wir allgemein tun, um die Symptome zu lindern?

  1. Ruhe und ausreichend Schlaf, denn der Körper braucht Zeit für die Regeneration. Stress und Aufregung verlängern oder verschlechtern die Symptome
  2. Leicht verdaulich und Agni-unterstützend essen. Je nach schwere der Symptome helfen Reissuppe, Kitchari mit Gemüse und Stoffwechselanregenden Gewürzen und Gemüsesuppen. Aber auch Kraftsuppen können hilfreich sein, wenn das Kind sehr ausgezehrt wirkt und Vata im Vordergrund steht. Gedünstetes Obst mit Gewürzen und eingeweichte Trockenfrüchte als Süßspeisen statt Süßigkeiten
  3. Schwer verdauliche Produkte meiden, wie Weizen und andere glutenhaltige Getreide, tierische Produkte, Rohkost, Bananen, kalte Speisen und Getränke
  4. Saures meiden, vor allem Zitrusfrüchte, Essig und Tomaten sind nicht zu empfehlen. Besonders bei Entzündungen
  5. Inhalieren. Besonders bei festsitzendem Schleim und blockierten Atemwegen ist mehrmaliges Inhalieren am Tag sehr hilfreich. Hier kannst Du 1-2 EL Ajowan im Mörser anstoßen und in einer Schüssel mit kochendem Wasser übergießen. Warte ab, bis der Dampf nicht mehr zu heiß ist. Besonders bei Kindern Acht geben, damit sie keine Verbrennungen erleiden. Bei der Verwendung von Ätherischen Ölen sollte das Wasser nur warm sein, aber noch dampfen (sonst gehen die Wirkstoffe kaputt). Gib etwas Oregano-, Thymian- und/oder Pfefferminzöl in Salzwasser und lasse Dein Kind 5 – 10 Minuten inhalieren. Vorsicht mit der Dosierung von Eukalyptusöl bei kleineren Kindern. Es reizt sehr stark und ist daher nicht zu empfehlen.
  6. Tee trinken. Salbeitee mit etwas Honig ist bei vielen Kindern beliebt und besonders bei Entzündungen im Hals sehr zu empfehlen. Süßholz, Holunder, Lindenblüte und Thymian sind ebenfalls gut.
  7. Gewürzhonig lutschen. Eine Mischung aus Zimt, Anis, Nelke, Pippali, schwarzem Pfeffer, Kurkuma und Ingwer mit Honig mischen. Das kann Dein Kind immer mal wieder lutschen. So viel es mag. Vorsicht mit den scharfen Gewürzen. Im Verhältnis mehr Zimt und Anis, weniger Pippali, Pfeffer und Ingwer. Taste Dich langsam heran und probiere aus, bis zu welchem Schärfegrad Dein Kind den Gewürzhonig noch mag.
  8. Wenig Medien. Fernsehen, Tablet und Co. Erhöhen vor allem das Vata-Dosha. Lass Dein Kind also nicht zu viel Fernsehen oder elektronisch Spielen, denn diese Geräte führen zu Erschöpfung, Überforderung und Lethargie. Lasst den Fernseher lieber aus und lest ein schönes Buch vor, denkt Euch Geschichten aus oder hört Mantren.
Gewürze im Ayurveda

Die Informationen des Artikels ersetzen keinen Arztbesuch.

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